Mehr Naturschutz in der Verbandsgemeinde Konz
Nistkästen, Habitatbäume und Blumenwiesen für mehr Artenvielfalt
Der erste Nistkasten ist angebracht. Und es folgen noch viel mehr. Die Kästen für Vögel bekommen einen Platz an bestimmten Eichen in der Verbandsgemeinde. Ziel ist es, nicht einfach nur Lebensraum für Vögel zu schaffen, sondern am Ende auch den Eichenprozessionsspinner zu bekämpfen – auf ganz natürliche Art und Weise.
Der Eichenprozessionsspinner hat in den vergangenen Jahren für Aufregung gesorgt. Die Härchen der Larve dieses Insekts können schwerste Haut- oder Augenreizungen auslösen. Selbst kleine Reste auf dem Boden können für uns Menschen gefährlich sein. Bei der Bekämpfung setzt die Verbandsgemeinde jetzt neben den bisher üblichen Methoden auf den natürlichen Feind des Eichenprozessionsspinners: die Meise.
„In den nächsten Wochen bringen wir 100 Nistkästen für Vögel an, die die Lebenshilfewerkstatt Konz gebaut hat. Dadurch sollen Meisen angelockt werden, die die Larven des Schädlings fressen“, sagt Felix Kraft. Er ist Ingenieur für Garten- und Landschaftsbau beim zuständigen Fachbereich Tiefbau. Die Nistkästen werden an Hotspots für den Prozessionsspinner angebracht, etwa in Konz-Roscheid „Am Sprung“.
Und nicht nur dabei hat die Verbandsgemeinde den Natur- und Artenschutz im Blick. „Immer wieder fragen uns Bürger nach bestimmten Bäumen, die tot oder schon fast tot aussehen. Sie wollen wissen, warum wir sie nicht einfach komplett wegmachen. Stattdessen schneiden wir diese Bäume oft nur auf den Stammtorso zurück“, sagt Felix Kraft und erklärt die Vorgehensweise: Es handelt sich um Habitatbäume.
Sie wachsen krumm oder mit komischen Formen an der Rinde. Manchmal sind sie sogar tatsächlich schon tot. „Doch für die Umwelt sind sie wichtig,“ so Kraft. „Die Bäume bieten vielen Tieren, Pflanzen oder Mikroorganismen einen Lebensraum.“ Zum Beispiel bauen Spechte an solchen Bäumen ihre Höhlen. Und diese Höhlen werden auch von anderen Tieren genutzt. Fledermäuse können Nachmieter sein, aber auch Eichhörnchen und Wildbienen.
Damit Bürger diese Bäume erkennen, kennzeichnet die Verbandsgemeindeverwaltung sie mit einem Schild. Habitatbäume stehen zum Beispiel an der Bahnüberführung beim Bahnhof Karthaus und im Bestattungswald „Waldfrieden“ in Roscheid.
Ein weiteres Projekt für mehr Naturschutz sind die Blumenwiesen, die vielen Tieren einen Lebensraum bieten. In den vergangenen Jahren hat die Verwaltung dafür gesorgt, dass diese Wiesen inzwischen auf rund 9.000 Quadratmetern Fläche zu finden sind.
Im Sommer blühen sie wunderschön in den verschiedensten Farben und tragen gleichzeitig zur Artenvielfalt bei. Schmetterling, Igel und Bienen freuen sich über die neuen Flächen, etwa in Roscheid am Friedhof oder an der Saarmündung. „Und auch wenn die Wiesen verblüht sind, werden sie nicht sofort abgemäht. Denn sie bieten dann immer noch vielen Kleinstlebewesen und Vögeln Nahrung und Unterschlumpf“, so Felix Kraft.
Bürgermeister Joachim Weber ist stolz auf die Naturprojekte in der Verbandsgemeinde. „Vielleicht kann die Verwaltung damit auch ein Vorbild sein“, sagt er.